Bonn (05.07.2023) –
Im vergangenen Jahr verzeichnete die Deutsche Krebshilfe 165 Millionen Euro an Einnahmen. Die gemeinnützige Organisation konnte damit 124 neue Projekte und Initiativen auf den Weg bringen, beispielsweise ein neues Förderschwerpunktprogramm, das zum Ziel hat, die onkologische Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern. Denn sprachliche und kulturelle Barrieren bergen die Gefahr eines eingeschränkten Zugangs zum Gesundheitssystem und somit zu Defiziten in der Patientenversorgung. Mit dieser gezielten Förderinitiative will die Deutsche Krebshilfe dem entgegenwirken. Dafür wendet sie insgesamt drei Millionen Euro auf. Mit einem Forschungsprojekt zum sogenannten Mikrobiom von Bauchspeicheldrüsenkrebs greift sie zudem einen wichtigen wissenschaftlichen Themenschwerpunkt auf. Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe, resümiert: “Unsere Organisation konnte auch im Jahr 2022 auf vielen Gebieten der Krebsbekämpfung zahlreiche Impulse geben. Das ist uns nur möglich durch das Vertrauen der vielen Spenderinnen und Spender, die unsere Arbeit unterstützen.”
Im Jahr 2022 spendeten mehr als 344.000 Privatpersonen und etwa 6.330 Unternehmen insgesamt 35 Millionen Euro an die Deutsche Krebshilfe. 96 Millionen Euro erhielt die Stiftung aus Nachlässen. Ebenfalls wichtige Einnahmen: Erlöse aus Aktionen und Veranstaltungen, Kondolenzspenden sowie Zuweisungen aus Geldauflagen. “Wir sind überaus dankbar für das nach wie vor große Engagement der Bürgerinnen und Bürger unseres Landes für ihre krebskranken Mitmenschen. Das ist insbesondere bemerkenswert, da das vergangene Jahr für viele Menschen sehr belastend war – der Krieg in Europa, die Energiekrise und die steigenden Lebenshaltungskosten”, so Nettekoven.
Die Deutsche Krebshilfe ist der bedeutendste private Förderer der Krebsbekämpfung in Deutschland und damit auch der onkologischen Forschung. Sie unterstützt zahlreiche innovative Forschungsvorhaben sowie die wissenschaftliche Nachwuchsförderung in der Onkologie. 2022 bewilligte sie 73,3 Millionen Euro für neue Projekte auf den Gebieten der Grundlagenforschung, klinischen Krebsforschung und der Versorgungsforschung. 33,6 Millionen Euro hat die Stiftung für klinische und wissenschaftliche Strukturmaßnahmen bereitgestellt. So hat sie beispielsweise ihr Programm zur Förderung von Krebs-Exzellenzzentren fortgeführt und ausgeweitet und somit das von ihr in Deutschland initiierte Comprehensive Cancer Center-Netzwerk weiterentwickelt.
3,9 Millionen Euro flossen in die wichtige Arbeit von Krebs-Selbsthilfeorganisationen. Mit 4,6 Millionen Euro unterstützte die Deutsche Krebshilfe im Rahmen ihres Härtefonds insgesamt mehr als 6.400 Menschen, die durch ihre Erkrankung in finanzielle Not geraten sind. Neben ihrem Härtefonds hat die Deutsche Krebshilfe im Jahr 2022 einen Hilfsfonds für Angehörige ukrainischer Krebspatienten eingerichtet, die die Betroffenen während der Behandlung in Krebszentren in Deutschland begleiten. Im vergangenen Jahr hat die Deutsche Krebshilfe damit 190 Familien mit insgesamt rund 640.000 Euro unterstützt. Zudem suchten 2022 rund 10.500 Betroffene und Angehörige Rat und Hilfe beim INFONETZ KREBS, dem Informations- und Beratungsdienst der Deutschen Krebshilfe.
Bessere Versorgung von Krebspatienten mit Migrationshintergrund
In Deutschland leben rund 22 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Diese stehen oft vor besonderen Herausforderungen. Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede und fehlendes Wissen über das Gesundheitssystem können dazu führen, dass diese Patienten nicht die benötigte medizinische Versorgung erhalten. Dies kann zu einer verzögerten Diagnose und Behandlung führen, was die Prognose und Überlebenschancen der Betroffenen verschlechtert. Bislang gibt es nur wenige Daten zur Situation dieser Patientengruppe. Mit ihrem Förderschwerpunktprogramm zur onkologischen Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund will die Deutsche Krebshilfe diesem hohen Forschungsbedarf Rechnung tragen. “Wir wollen sicherstellen, dass Menschen mit einem Migrationshintergrund die gleiche Qualität der Versorgung erhalten wie alle anderen Patienten”, so Dr. Johannes Selbach, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie, Medizinisches Versorgungszentrum Onkologie Duisburg-Nord sowie Mitglied im Fachausschuss “Versorgungsmaßnahmen und -forschung” der Deutschen Krebshilfe. “Dies kann etwa durch kultursensible und mehrsprachige Unterstützung und spezielle Schulungen für medizinisches Personal erreicht werden. Ziel ist es, dass die in den geförderten Projekten gewonnenen Erkenntnisse in die medizinische Regelversorgung einfließen.”
Neue Therapien gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine der tödlichsten Krebsarten und wird oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt und haben oft schwerwiegende Nebenwirkungen. Ursache für die Therapieresistenz von Bauchspeicheldrüsenkrebs könnte das sogenannte Mikrobiom des Tumors sein – Bakterien, die sich innerhalb des Karzinoms angesiedelt haben. Forscher der Universitätsmedizin Göttingen wollen dem in einem von der Deutschen Krebshilfe geförderten Forschungsvorhaben auf den Grund gehen. “Wir wissen bereits, dass bestimmte Stoffwechselprodukte dieser Bakterien die Wirkung von Krebsmedikamenten negativ beeinflussen können. Zudem weisen Patienten, die sehr lange mit diesem Tumor überlebt haben, eine grundlegend andere Zusammensetzung ihres Mikrobioms auf als Patienten, die bereits kurze Zeit nach der Diagnose verstarben. Dies werden wir nun genauer untersuchen”, so Professor Dr. Volker Ellenrieder, Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie der Universitätsmedizin Göttingen. “Unser Ziel ist es, mit diesem Wissen zukünftig maßgeschneiderte Therapien gegen den Bauchspeicheldrüsenkrebs entwickeln zu können.” Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit 410.000 Euro.
Den Geschäftsbericht 2022 finden Sie unter www.krebshilfe.de/geschaeftsbericht, ein Interview mit Gerd Nettekoven unter www.krebshilfe.de/blog/geschaeftsbericht-2022-interview.
Deutsche Krebshilfe,
E-Mail: presse@krebshilfe.de